Fast auf den Tag genau drei Jahre ist es her, dass der Verein „Menschen für Kinder e. V.“ der DKMS für die Typisierungsaktionen in Hüttenberg und Herborn 1.000 Euro zur Verfügung gestellt hat.
Auslöser für die beiden Aktionen war mein damals 17jähriger Sohn Felix, der gleich an zwei Sorten Leukämie erkrankt war. Zum damaligen Zeitpunkt war klar, dass ihm nur eine Stammzelltransplantation die Chance auf ein Weiterleben ermöglichen könnte.
Heute – zweieinhalb Jahre nach der geglückten Spende – geht es ihm wieder relativ gut. Sein Leben ist aufgrund der Erkrankung und der damit einhergegangenen Erfahrungen zwar ganz anders verlaufen, als er es geplant hatte. Aber gerade darüber ist Felix heute glücklich; er geht sogar so weit zu sagen, dass er diese Erfahrungen nicht missen möchte trotz der immensen Schmerzen, Ängste und auch Folgeschäden, die damit verbunden waren und immer noch sind. Über die Krankheit, seinen Umgang damit und wie wichtig es für Betroffene ist, sich typisieren zu lassen, hat er vor kurzem für das Youtube und Podcast Format der DKMS „Mund Auf“, in dem ein Social Media Influencer einen Spender, einen Empfänger oder einen begleitenden Arzt interviewt, mit Tim aka. Herr Bergmann berichtet. Unter anderem auch darüber, wie wichtig es jetzt für ihn ist, anderen Menschen zu helfen.
Mir geht das ähnlich wie meinem Sohn. Nachdem es ihm immer besser ging und das „reine Funktionieren“ meinerseits aufhören durfte, hatte auch ich das Bedürfnis, etwas zurück zu geben. Wir haben in dieser für die ganze Familie belastenden Zeit viel an Hilfestellung und Zuwendung erfahren dürfen. Auch von uns fremden Menschen, denen Felix Schicksal nahe ging.
Seit vielen Jahren mit dem damaligen Diakon Stefan Zeiger befreundet, sprach ich ihn auf die Arbeit des Vereins „Menschen für Kinder e. V.“ an. Dessen Aktivitäten verfolgte ich bereits seit vielen Jahren in den Medien. Durch die auf der Kinderkrebsstation gemachten Erfahrungen war mir bewusst, wie wichtig Unterstützung gerade in diesem Bereich ist. So wurde z. B. der Elternverein für leukämie- und krebskranke Kinder in Gießen unterstützt. Dort können die Angehörigen der kleinen Patienten in der Zeit der oft langwierigen Krankenhausaufenthalte wohnen, kochen und werden mental von den dort angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt. Eine unglaublich wertvolle Aufgabe, da es doch immer wieder Rückschläge gibt. Manche Eltern müssen auch endgültig Abschied von ihren Kindern nehmen und werden dort erst mal liebevoll aufgefangen und begleitet. Auch ich wurde dort immer wieder aufgefangen während der langen Zeit von Felix Behandlung. Und gerade solche Vereine können nur aufgrund von Spendengeldern existieren.
Heute weiß ich, dass es noch sehr viel mehr Projekte gibt, die durch unseren Verein unterstützt werden. So musste ich erfahren, dass viele Medikamente gegen Krebs, die bei Erwachsenen Anwendung finden, für Kinder nicht zugelassen sind. Medikamente, die jedoch vielleicht Leben retten könnten. Hier fehlt es schlicht und ergreifend an Langzeitstudien; Gelder dafür werden nicht zur Verfügung gestellt, da es sich im Verhältnis zur Anzahl von erwachsenen Krebspatienten nicht rechnet. Und solche Forschungsprojekte über Jahre hinweg zu unterstützen und somit Kindern eine viel größere Anzahl an Medikamenten zur Verfügung stellen zu können, empfinde ich als eine immens wichtige Aufgabe.
Jetzt bin ich mittlerweile seit fast zwei Jahren 2. Kassiererin im Vorstand des Vereins und die vielen Kontakte mit den Menschen, die Geld spenden, bereiten mir ebenso viel Freude wie die Begegnungen mit den Menschen, denen Geld zur Unterstützung der unterschiedlichsten Projekte zur Verfügung gestellt werden kann.
Eine besondere Freude war es mir, gemeinsam mit meinem Vorstandskollegen Norbert Schmidt zur Uniklinik nach Gießen zu fahren und Weihnachtsgeschenke für die Kinder der Stationen Czerny und Peiper zu hinterlegen. Und bei dieser Gelegenheit einige von den Menschen wieder zu sehen, mit denen ich in der sicherlich schwersten Phase meines Lebens viel Zeit verbracht habe.
Wenn man mit einer so schlimmen Krankheit wie Krebs konfrontiert wird und sich alles nur noch um das reine Überleben dreht, ist im Anschluss daran nichts mehr so, wie es einmal war. Man stellt vieles in Frage und Prioritäten verschieben sich. So haben sowohl mein Sohn wie auch ich Aufgaben gefunden, die uns helfen, das Erlebte zu verarbeiten und unserem Leben einen neuen Sinn zu geben.
Felix Interview für die Sendung „Mund auf – der Talk übers Leben und Überleben“ der DKMS mit Tim Bergmann kann man sich über diesen Link anschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=uP0ATyt30gM&t=10s
Hier der Link zum Podcast auf:
Spotify: https://open.spotify.com/episode/6iV9w0xZxdP8nAswSNVhR3?si=8a0cc2a6f25b4932
Apple Music: https://podcasts.apple.com/de/podcast/felix-x-herr-bergmann/id1599054722?i=1000544869049